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Wissenschaftlicher Name
Omocestus viridulus (Linnaeus, 1758)
Deutscher Name
Bunter Grashüpfer
Organismengruppe
Heuschrecken und Fangschrecken
Rote-Liste-Kategorie
Vorwarnliste
Verantwortlichkeit Deutschlands
Allgemeine Verantwortlichkeit
Aktuelle Bestandssituation
häufig
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
starke Abnahme
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Ungefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Aktuelle Verschlechterung der Einstufung
Kommentar zur Gefährdung
Omocestus viridulus ist auf Basis der TK25-Rasterfelder nach wie vor häufig in Deutschland. Allerdings weisen schon Maas et al. (2011) auf leichte Abnahmen hin. Der lang- und kurzfristige Bestandstrend wurde damals aber noch als stabil eingestuft. Derzeit verdichten sich die Erkenntnisse, dass O. viridulus in den letzten 20 bis 30 Jahren auf Populationsebene erhebliche Bestandseinbußen verzeichnen musste. Im Rahmen von Wiederholungsstudien konnten u.a. Abnahmen für Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen werden (u.a. Hafner & Zimmermann 2019, Löffler et al. 2019, Fumy et al. 2020, Fartmann et al. 2021, Fartmann et al. 2022, Ogan et al. 2022, Thorn et al. 2022). Besonders dramatisch sind laut Detzel et al. (2022) die Verluste im Tiefland. In Teilen der Westfälischen Bucht sind beispielsweise zwischen 1995 und 2012 knapp 40% der ehemaligen Vorkommen erloschen (Fartmann et al. 2021, Fartmann et al. 2022). Die Berechnung des kurzfristigen Bestandstrends ergab eine Bestandsveränderung von −12%. Dies würde einer mäßigen Abnahme entsprechen. Vor dem Hintergrund der oben geschilderten Verluste wurde die Kriterienklasse in eine starke Abnahme korrigiert. Die negative Bestandsentwicklung der letzten Jahre sollte auch bei der Einschätzung des langfristigen Bestandstrends Berücksichtigung finden – zumal es inzwischen Belege für historische Bestandseinbußen gibt (Poniatowski et al. 2020). Als typische Art extensiv genutzter Wiesen und Weiden reagiert O. viridulus sehr empfindlich auf eine Nutzungsintensivierung (Detzel 1998, Detzel et al. 2022). Ein starker Rückgang infolge des Landnutzungswandels – insbesondere seit Mitte des 20. Jahrhunderts – ist daher wahrscheinlich. Zudem bereitet der Klimawandel der Art wahrscheinlich Probleme (Poniatowski et al. 2018): So sind die auf dem Boden abgelegten Eier kaum vor Austrocknung geschützt und aufgrund der frühen Phänologie (Eiablage schon im Mai/Juni) lange einer möglichen Sommerdürreperiode ausgesetzt (vgl. Ingrisch 1983, Gardiner 2010).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Poniatowski, D.; Detzel, P.; Drews, A.; Hochkirch, A.; Hundertmark, I.; Husemann, M.; Klatt, R.; Klugkist, H.; Köhler, G.; Kronshage, A.; Maas, S.; Moritz, R.; Pfeifer, M.A.; Stübing, S.; Voith, J.; Winkler, C.; Wranik, W.; Helbing, F. & Fartmann, T. (2024): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken und Fangschrecken (Orthoptera et Mantodea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (7): 88 S.