Detailseite

Wissenschaftlicher Name
Stenobothrus nigromaculatus (Herrich-Schäffer, 1840)
Deutscher Name
Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer
Organismengruppe
Heuschrecken und Fangschrecken
Rote-Liste-Kategorie
Stark gefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
Allgemeine Verantwortlichkeit
Aktuelle Bestandssituation
selten
Langfristiger Bestandstrend
starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
starke Abnahme
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Stark gefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Kategorie unverändert
Kommentar zur Gefährdung
Stenobothrus nigromaculatus stellt gegenüber seinen beiden Schwesterarten Stenobothrus lineatus und Stenobothrus stigmaticus die höchsten Ansprüche an den Lebensraum: Bevorzugt werden sehr niedrig-wüchsige, oft horstgrasreiche Magerrasen, die sich durch offene Bodenstellen und eine ausreichende Flächengröße auszeichnen (Dolek et al. 2003, Behrens & Fartmann 2004, Köhler 2021). Wichtig in diesem Zusammenhang ist eine extensive Beweidung, da hierdurch die erforderliche Habitatstruktur erhalten wird (Dolek 1994, Dolek et al. 2003, Behrens & Fartmann 2004, Weipert & Köhler 2022). Im Zuge des Landnutzungswandels wurde die Beweidung von Magerrasen allerdings in weiten Teilen Deutschlands aufgegeben (u.a. Poschlod 2017, Fartmann et al. 2021). Viele Habitate von S. nigromaculatus sind inzwischen verbuscht oder wurden aufgeforstet (Dolek et al. 2003, Detzel et al. 2022, Schlumprecht et al. 2022). Die Art musste in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts daher erhebliche Bestandseinbußen hinnehmen (Maas et al. 2002, Reinhardt et al. 2005, Poniatowski et al. 2020). Innerhalb der besetzten TK25-Rasterfelder sind meist nur noch wenige Vorkommen übrig (u.a. Dolek et al. 2003, Niehuis et al. 2011). Oft handelt es sich um individuenarme Populationen (<100 Exemplare), die akut vom Aussterben bedroht sind (Detzel 1998, Richter 2004, Döler & Detzel 2008, Niehuis & Pfeifer 2011, Lehmann et al. 2016). Der langfristige Bestandstrend wird daher als stark rückläufig eingeschätzt. Die Berechnung des kurzfristigen Bestandstrends ergab eine mäßige Abnahme (Bestandsveränderung: −18%). Auf Populationsebene ist das Ausmaß der Abnahme aber deutlich dramatischer. Bei einer Kontrolle der 81 bekannten Vorkommen in Nordbayern konnten nur noch 44 Vorkommen (54%) bestätigt werden (Schlumprecht et al. 2022). Für Baden-Württemberg gehen Detzel et al. (2022) von einer sehr starken Abnahme aus. In Rheinland-Pfalz ist das Ausmaß der Abnahme unbekannt (Pfeifer et al. 2019). Der berechnete kurzfristige Bestandstrend wurde daher von der Kriterienklasse „mäßige Abnahme“ in „starke Abnahme“ korrigiert. Wenn sich die negative Bestandsentwicklung in den nächsten Jahren weiter fortsetzt, ist bei der nächsten Revision der Roten Liste von einer Heraufstufung der Gefährdungskategorie auszugehen. S. nigromaculatus wäre dann vom Aussterben bedroht. Aktuell stellen für die noch bestehenden Populationen – neben einer starken Verinselung – insbesondere die Vermoosung und Versaumung der Habitate eine erhebliche Gefährdung dar (vgl. Detzel et al. 2022, Schlumprecht et al. 2022). Dem kann eine intensivere Beweidung entgegenwirken. Eine Pflegemahd ist hingegen keine Alternative, da sie die Vermoosung begünstigt (siehe auch Kap. (siehe Publikation für Kapitelnummer)).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Poniatowski, D.; Detzel, P.; Drews, A.; Hochkirch, A.; Hundertmark, I.; Husemann, M.; Klatt, R.; Klugkist, H.; Köhler, G.; Kronshage, A.; Maas, S.; Moritz, R.; Pfeifer, M.A.; Stübing, S.; Voith, J.; Winkler, C.; Wranik, W.; Helbing, F. & Fartmann, T. (2024): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken und Fangschrecken (Orthoptera et Mantodea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (7): 88 S.